Karin Zorn

 

VON REISENDEN UND BRÜCKENBAUERN

 

9.9.2021 - 7.4.2022

 

E/// Palais Eschenbach

Eschenbachgasse 11, 1010 Wien

 

 

Seit ihrem Studium erforscht die zutiefst philanthropisch geprägte Malerin Karin Zorn Wesenszüge und Verhältnisse menschlichen Zusammenseins, die sie mannigfaltig in ihrer freien unverwechselbaren und charakteristischen Malweise ausdrückt. Karin Zorns künstlerisch dokumentierte Erkenntnisse und Einsichten können das Gemüt bewegen, sogar reizen. Dem reflektierten Betrachter ermöglicht die Beschau ihrer Werke sich an seine eigenen Erfahrungen in zwischenmenschlichen Situationen zu erinnern.

Die Malerin erarbeitet ihre Gemälde schrittweise. Zuerst erfasst sie ein Motiv, welches sich in der ästhetischen Gestaltung aus einem inneren Fühlen und Hören heraus entwickelt. Diese subtile Vorgehensweise ist klar von einer rein verstandesmäßigen Konstruktion einer Abbildung abgegrenzt. Die Kunst entsteht für sie in einem eigenständigen Bewusstseinsbereich, der neben dem Intellekt besteht.

Karin Zorns Werke sprechen die Sprache der Seele, ihrer Seele, die feinfühlig in Ölfarbe und stilistisch vielfältig auf Leinwand visuell umgesetzt wird.  „Ich male mit der gefühlten Spur und den räumlichen Grenzen im Verhältnis zur Farbe. Wenn der Inhalt durchgefühlt ist, zeigt sich seine expressive Intensität im Pinselduktus und der Farbmischung.”  Die Auseinandersetzung findet dabei in der Begegnung mit dem Wesen statt, dessen wahres Spiegelbild sich zeigt.  Wo Resonanz entsteht, wenn der Mensch aufmerksam wird, lässt sich erkennen und davon lernen. So will es auch die Künstlerin. Ihr Credo lautet daher:  „Die Gestalt bildet sich durch den Inhalt, wenn der Pinsel die Seele berührt.”

Die Grenzspuren im Kubistischen versucht sie nur als lose Verortungen, mittels einer durchgefühlten Spur zu ersetzen. Die Linie dient ihr wie ein Seismosograph, die gefühlten Linien zu erfassen und dann in die Malerei zu gehen. Die Farbigkeit ist dabei zweitrangig. „Ich male mit der Spur und den Grenzen im Verhältnis zur Farbe. Letztlich soll ein Gemälde dem Menschen Gutes tun, die Seele fördern.”  Das fertiggestellte Gemälde bildet somit eine ganzheitliche Einheit all ihrer anspruchsvollen Kriterien. Ihr Stil ist ein weitergeführter Expressionismus, der sich teilweise mit Kubismus paart. Intuitiv und individuell.

Diesen kontemplativen Ansatz findet man in der Kunstgeschichte auch bei Robert Delaunay, der Gruppe des Blauen Reiters oder im Besonderen bei Alexej von Jawlensky zur Jahrhundertwende. Die Künstlerin erschafft eine Abbildung des Allgemeingültigen, die dem Betrachter eine Selbsterkenntnis ermöglicht und dabei verbindenden Charakter erhält.

Die Malerin will das EINSSEIN in und durch ihre Arbeiten übermitteln. Sie will in der Kunst die Wahrheit benennen.

Marlene Elvira Steinz